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Augenringe bei Kindern: Schlafmangel ist meistens NICHT die Ursache

"Du siehst aber müde aus!" Haben kleine Kinder Augenringe, vermuten die meisten Erwachsenen, dass zu wenig Schlaf die Ursache der dunklen Schatten ist. Das trifft aber in den wenigsten Fällen zu.

Eine Junge mit roten Augenringen© Getty Images/Cavan Images
Dunkle Augenringe fallen bei Kindern schnell auf – und werden häufig als Zeichen von Schlafmangel gedeutet. 

"Ist Dein Sohn krank? Oder schläft er schlecht?" Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mir diese oder ähnliche Fragen schon gestellt worden sind. Die dunklen Augenringe meines Sohnes rufen bei Großeltern, Freunden, aber auch bei völlig Fremden immer wieder Besorgnis hervor. Diese aufmerksame Fürsorglichkeit ist bestimmt nett gemeint, verunsicherte mich zu Beginn meiner mittlerweile siebenjährigen Mutterschaft aber erheblich. Ging es meinem Kind nicht gut? Hatte ich einen Infekt übersehen? Oder schlief der Kleine gar nicht so gut, wie ich dachte?

Dunkle oder blaue Augenringe bei Kindern sind meistens harmlos

"Augenringe bei Kindern sind sehr selten Symptom für eine Krankheit", sagt Dr. Hermann Josef Kahl. Der Kinder- und Jugendarzt berichtet, dass in seiner Düsseldorfer Praxis häufig Eltern nach den Schatten unter den Kinderaugen fragen. "Das ist auch richtig", so der Mediziner, "wenn die Eltern besorgt sind, sollten sie immer ihren Kinderarzt konsultieren." Dennoch seien Augenringe medizinisch gesehen nahezu nie bedrohlich.

Bei blassen Kindern fallen Augenringe mehr auf

Meistens ist auch Schlafmangel nicht die Ursache für die blauen Augenringe, sondern ein optischer Effekt: Die zarte Haut unter den Augen ist bei kleinen Kindern noch dünner als bei Erwachsenen. Dadurch ist es sehr häufig der Fall, dass die Blutgefäße durchschimmern. Vor allem blasse, hellhäutige Kinder sind von diesem Phänomen betroffen. So wie mein Junge. Mit zunehmendem Alter sollen die bläulichen Augenringe von allein verschwinden.

Wenn das Kind Augenringe bei Durchfall oder Erbrechen hat

Allerdings können Augenringe bei Kindern auch auf einen akuten Flüssigkeitsmangel hinweisen. Wenn ein Baby zum Beispiel an einer Magen-Darm-Erkrankung leidet, die mit Durchfall oder Erbrechen einhergeht, ist höchste Eile geboten. "Da Babys und Kleinkinder viel schneller vom Austrocknen bedroht sind, als Erwachsene, sollten Sie in diesem Fall die Augenringe Ihres Sprösslings nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sprechen Sie umgehend mit einem Arzt und versuchen Sie, den Flüssigkeitshaushalt des Kindes auszugleichen", rät Kinderarzt Kahl.

Die Augenhöhle ist vom Flüssigkeitsentzug früher betroffen als andere Körperpartien und deshalb ein gutes Frühwarnsystem für die Eltern. "Bei einer Magen-Darm-Erkrankung sollte aber auch ohne Augenringe darauf geachtet werden, dass das Kind genügend trinkt", ergänzt der Doktor.

Rote, blaue, geschwollene, dicke oder trockene Augenringe bei einer Erkältung

Vor allem in der kalten Jahreszeit können auch Erkältungen Augenringe hervorrufen. Hermann Josef Kahl: "Wenn die Tränenkanäle aufgrund einer Erkältung verstopft sind, tränen die Augen und können dadurch Augenringe bei Kindern verursachen." Diese können rot oder blau, dick bzw. leicht geschwollen sein oder auch zu trockener Haut unter den Augen führen. In der Regel verschwinden die Augenringe mit den anderen Erkältungssymptomen wieder.

Ist die Erkältung besonders stark oder langanhaltend, kann durch die verstopfte Nase weniger Sauerstoff aufgenommen werden und das Blut erscheint bläulich. Aufgrund der sehr dünnen Haut ist dies besonders an der Augenpartie zu erkennen. Das Gleiche gilt bei Allergien wie Heuschnupfen. "Eine Allergie sollte immer ärztlich behandelt werden, da sie nicht von alleine wieder verschwindet. Im Zuge des Arztbesuches kann der Doktor dann auf die Hautverfärbung aufmerksam gemacht werden", rät Dr. Hermann Josef Kahl.

Zarte Kinderhaut als Ursache für Augenringe

In seltenen Fällen sind Augenringe bei Kindern ein Symptom von Eisenmangel. Auch Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen können sich in Form von Augenringen äußern. Das Gleiche gilt für wiederholten Schlafmangel, Erschöpfung oder psychischen Stress. Augenringe können auch genetisch bedingt sein.

"Wenn das Kleinkind scheinbar grundlos Ringe unter den Augen hat, ist ein Arztbesuch immer angeraten", so der Düsseldorfer Kinderarzt. Auch wenn meistens, wie bei uns, doch nur die zarte Kinderhaut die Ursache der elterlichen Sorge ist.

Was hilft gegen Augenringe

Schlaft ihr wiederholt zu wenig – und das tun wohl nahezu alle Eltern von Babys und kleinen Kindern – verlieren die Hautzellen Wasser und sind dadurch weniger prall gefüllt. Die Haut wird durchsichtiger, der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, das Blut wird dunkler – und ihr habt Augenringe. Dagegen helfen tatsächlich Gurkenscheiben: Die kühlende Wirkung verringert die Schwellungen. Zeitgleich sorgt die enthaltene Feuchtigkeit für Entspannung des Gewebes und eine verbesserte Durchblutung. Das klappt auch bei erkälteten Kindern. 

Ein Hausmittel für Erwachsene ist der Teelöffel aus dem Eisfach: Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße unter der Haut zusammen, die Augenringe werden dadurch etwas abgemildert.

Wenn das alles nicht funktioniert, heißt das Stichwort: Concealer. Der Abdeckstift sollte einen Ton heller sein als die Gesichtsfarbe (oder das Make-up).

Autorin: Merle von Kuczkowski