Leuchten am Himmel

Sterne gucken mit Kindern: Astronomie für die Kleinsten

Mit dem Herbst werden die Tage kürzer. Jetzt ist die beste Zeit, um mit euren Kindern Sterne zu gucken. Wir zeigen euch, was es am Sternenhimmel alles zu entdecken gibt – und vor allem wo.

Im Herbst und Winter kann man abends mit Kindern besonders gut Sterne gucken. © Foto: Getty Images/vovan13
Im Herbst und Winter kann man abends mit Kindern besonders gut Sterne gucken.

Wenn eins meiner Kinder wegen eines bösen Traums aufwacht, schaue ich oft mit ihm aus dem Fenster und wir betrachten den Nachthimmel. Bei klarer Sicht leuchten Sterne am Himmel und ich gebe den fernen Funkel-Formationen Namen, die klingen, wie aus Märchen: Kassiopeia, Pegasus, Großer Bär. ... Dann sind die Schatten des Albtraums (häufig) schnell vergessen. Derzeit kann ich aus dem Fenster im Flur gegen Mitternacht den Großen Wagen sehen. Unter dem großen Wagen darf man sich kein Auto, sondern eher einen Handkarren vorstellen, den man von der Seite sieht. Er hat sieben helle Sterne, von denen vier als Trapez angeordnet sind. Sie bilden den Kasten des Wagens. Die restlichen drei ordnen sich als Deichsel an. "Der große Wagen ist das ganze Jahr zu sehen, im Herbst steht er abends tief im Norden auf und am Morgen hoch am Himmel, im Zenit", sagt Rahlf Hansen, Astronom am Planetarium Hamburg. "Eigentlich ist der Himmels-Wagen gar kein eigenes Sternbild, sondern nur ein Teil des Großen Bären, wobei die Deichsel den Schwanz des Tieres darstellen soll."

Der Polarstern ist einfach zu finden

Der Bär ist meiner Meinung nach nur mit sehr viel Fantasie zu erkennen ... Aber nicht weit entfernt vom Großen Wagen ist der Kleine Wagen (auch "Kleiner Bär") zu sehen, der genauso aussieht, nur eben kleiner. "Der äußerste Stern der Deichsel ist der Polarstern, der fast genau über dem Nordpol steht. Der Polarstern ist nicht besonders hell, aber er steht relativ allein, daher ist er gut zu finden", erklärt Hansen. Der Große und der Kleine Wagen sind übrigens zircumpolare Sternbilder. Das heisst, sie bewegen sich im Kreis um den Polarstern und sinken nie unter den Horizont. Deshalb sind sie in jeder klaren Nacht zu sehen. Nahezu alle anderen Sternbilder gehen auf und unter wie Sonne und Mond.

Die Milchstraße leuchtet nur schwach

Ein weiteres markantes und deshalb leicht zu entdeckendes Sternbild ist Kassiopeia. "Die fünf hellsten Sterne von Kassiopeia ordnen sich zu der Form W am Himmel an, weshalb das Sternbild auch Himmels-W genannt wird", veranschaulicht der Astronom. "Mitten durch das Sternbild zieht sich das schwach leuchtende Band der Milchstraße, das man aber nur sehen kann, wenn es sehr, sehr dunkel ist." Die fünf hellen und übrigen schwachen Sterne sollen die Königin Kassiopeia darstellen, die weit zurückgelehnt auf einem Sessel sitzt. Auch Kassiopeia kreist wie Großer und Kleiner Wagen um den Polarstern und leuchtet das ganze Jahr am Firmament.

Pegasus – ein fliegendes Pferd am Himmel

Anders als Pegasus, dessen Leuchten wir nur im Herbst sehen können. Dieses große Sternenviereck beherrscht den südlichen Herbsthimmel. "Wie der Name schon sagt, besteht das Herbstquadrat aus vier hellen Sternen, die nahezu quadratisch angeordnet sind. Man muss sich Pegasus als ein fliegendes Pferd vorstellen, dessen Beine nach oben ragen. Sein Kopf zeugt weit nach rechts unten. Das Sternviereck bildet den Körper des Tieres", erklärt Rahlf Hansen. Weiter im Westen steht das Sommerdreieck, dessen Sterne besonders hell funkeln. "Auch bei eingeschränkten Sichtbedingungen durch Atmosphäre und Lichtverschmutzung ist es oft noch gut zu erkennen", sagt Hansen.

Das kann ich, als Städterin, bestätigen. Und dann flüstere ich meinen schlaflosen Minis das irische Sprichwort zu: "Nimm Dir Zeit zum Träumen, es ist der Weg zu den Sternen."

Was ist der Unterschied zwischen Sternen und Planeten?

Der wichtigste Unterschied: Ein Stern leuchtet von selbst, ein Planet nicht. Sterne sind Kugeln aus Gas, ihr Inneres ist viele Millionen Grad Celsius heiß. Deshalb glühen sie. Ein Planet dagegen ist kalt und leuchtet nicht von alleine. Wir können ihn nur sehen, wenn er von einem Stern angeleuchtet wird.

Planeten sind aus Teilen der Sonne (die ein Stern ist) entstanden und bestehen aus Gestein. Sie kreisen alle um die Sonne. Wir kennen acht Planeten. Um sich ihre Namen in der richtigen Reihenfolge zu merken, helfen die Anfangsbuchstaben des Satzes "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel." – oder kurz: M-V-E-M-J-S-U-N.

Merkur ist der Planet, der am nächsten an der Sonne kreist. Dann kommen Venus, Erde und Mars, Jupiter, Saturn mit seinen Ringen, Uranus und ganz außen Neptun.

Am stärksten strahlt die Venus. Sie wird auch Abendstern genannt und ist heller als jeder Stern. Dieses Jahr im Herbst kann man die Venus nur in der Dämmerung tief im Südwesten sehen. Jupiter und Saturn stehen am frühen Abend südlich und sind auch noch zu beobachten, wenn der Abendstern versunken ist.

Sterne gucken – mit Apps oder Sternenkarte

Wer sich Sterne anschauen möchte, braucht vor allem einen dunklen Beobachtungsort. Bis die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, dauert es außerdem etwa eine halbe Stunde. Kinder haben größere Pupillen als Erwachsene, die mehr Licht einfangen. Deshalb sehen sie am Nachthimmel oft mehr als ihre Eltern. Um zu kontrollieren, ob man ein Sternbild richtig erkannt hat, kann man Apps wie "Star Walk 2 Free" (Android, kostenlos) oder "Stellarium" (iPhone, kostenlos) nutzen. Diese haben auch einen Rotlichtmodus, damit die Augen nicht geblendet werden und ihre Nachtsicht verlieren.

Auch toll zum Sterngucken: Das Planetarium Hamburg veröffentlicht monatlich eine Karte zum aktuellen Sternenhimmel, die bei der Orientierung hilft. Sie zeigt den Stand der Sterne um 22 Uhr. Sterne und Planeten wandern dann im Laufe der Nacht im Uhrzeigersinn über den Himmel. Die Karte haltet ihr euch entweder über den Kopf und richtet sie nach den Himmelsrichtungen aus. Oder ihr müsst die Himmelsrichtung, in die ihr schaut, auf der Karte nach unten Richtung Boden richten.

Autorin: Merle von Kuczkowski