Die dritte Jahreszeit

So könnt ihr euren Kindern den Herbst erklären

Die dritte Jahreszeit beginnt. Es wird langsam kälter, die Natur verändert sich. Aber warum eigentlich? Warum werden die Blätter bunt? Warum ist es jetzt öfter windig? Wohin fliegen die Vogelschwärme? Und warum sammelt das Eichhörnchen und der Igel nicht? Warum, warum, warum – fragen meine Kinder mich. Die Antworten möchte ich gern mit Euch teilen.

Richtig cool am Herbst: Die vielen bunten Blätter, die zum Spielen einladen ...© Foto: Getty Images/ArtMarie
Richtig cool am Herbst: Die vielen bunten Blätter, mit denen man spielen kann ...

Warum heißt der Herbst eigentlich Herbst? 

Im Herbst sind viele Gemüse- und Obstsorten reif: Kartoffeln, Mais, Kürbisse, Äpfel, Weintrauben werden geerntet. Vom Wort "Ernte" kommt auch der Name dieser Jahreszeit, vom germanischen "harbista" und alt-englischen "hærfest". In Süddeutschland nennt man den Herbst auch Spätjahr, das Gegenteil zum Frühjahr.

Warum färben sich die Blätter im Herbst?

Im Herbst hat die Sonne weniger Kraft und scheint weniger Stunden als im Sommer. Weniger Licht bedeutet: Der Baum fährt die Photosynthese, die Umwandlung von Kohlendioxid in Sauerstoff, zurück. Dieser Vorgang gelingt dank des grünen Farbstoffs in den Blättern (Chlorophyll). Dieser wird nun abgebaut und bis zum Frühling in Ästen, Stamm und Wurzeln eingelagert. Dadurch können wir in den Blättern jetzt auch andere Farbstoffe erkennen, die gelb, orange oder rot sind.

Welche Herbstfarbe haben die Bäume?

Die Eichen erröten, die Birke leuchtet gelb. Die Blätter von Kastanie und Linde werden gelb bis orange. Ahorn-Arten gibt es mit roten, orangen und gelben Herbstblättern.

Warum fallen im Herbst die Blätter von den Bäumen?

Bäume verdunsten einen Großteil des Wassers, das sie über die Wurzeln aufnehmen, über ihre Blätter. Im Winter ist das Wasser im Boden aber oft gefroren und die Wurzeln können weniger aufnehmen. Deshalb werfen die Bäume vorher ihre Blätter ab, um nicht zu verdursten.

Ab Oktober passiert also folgendes: "Das Wasser zieht sich aus den Zweigen zurück, in den Stamm und die Wurzeln. Die Blätter werden steif und trocknen. Der Baum kapselt die Blätter am Anfang der Blattstiele ab, sodass der Herbstwind sie leicht herunterpusten kann“, erklärt Julian Heiermann vom naturschutzbund Deutschland (NABU).

Bis zu 25 Kilogramm Laub wirft eine Rosskastanie im Schnitt zu Boden. Eine Birke 28 Kilogramm und eine alte Buche bis zu 30 Kilogramm. Manche Buchen und Eichen tragen oft bis ins Frühjahr hinein braune, vertrocknete Blätter im Geäst, die erst kurz vor dem Austreiben der neuen Blätter abgeworfen werden.

Welche Herbstfrüchte gibt es?

Eicheln und Kastanien zu sammeln gehören bei vielen Kindern zu den Lieblingsbeschäftigungen im Herbst. Die Früchte des Ahorn sind Spaltfrüchte, die beim Reifen in zwei Teile zerfallen – und von Kindern dann gern als "Nasenzwicker" genutzt werden. Die Buche produziert ihre Bucheckern erst, wenn sie 40 bis 80 Jahre alt ist und auch dann gibt es nicht jedes Jahr, sonder im Schnitt alle fünf bis acht Jahre eine reiche Ernte der dreikantigen Nüsschen.

Warum wird es im Herbst kälter und windiger?

Im Norden Europas hat die Sonne im Herbst bereits weniger Kraft und scheint weniger Stunden. Die Luft kühlt sich ab, es wird frisch. Im Süden ist es im Herbst dank mehr Sonneneinstrahlung oft noch relativ warm. Es entsteht eine Grenze zwischen der kalten und der warmen Luft, die Polarfront genannt wird. Entlang der Polarfront wehen starke Westwinde rings um die Nordhalbkugel. Je stärker der Temperaturkontrast zwischen Norden und Süden ist, desto stärker weht der Wind.

Warum regnet es im Herbst so oft?

Das kommt uns nur so vor. In Norddeutschland herrscht zum Beispiel ein maritimes Klima, wodurch viel feuchte Luft vom Atlantik an Nord- und Ostsee strömt und das Wetter sich nass-kalt anfühlt. Außerdem haben wir in Deutschland in der kalten Jahreshälfte ausgeprägtere Tiefdruckgebiete und dadurch mehr Wolken. Aber die Niederschlagsmenge ist laut langjährigem Mittelwert im Juni und Juli am höchsten und in diesen Monaten gibt es auch die meisten Regentage. Der Grund: Durch die Wärme verdunstet mehr Wasser, Wolken bilden sich und es regnet häufiger.

Wohin fliegen Zugvögel?

Etwa die Hälfte der rund 250 Vogelarten, die in Deutschland brüten, gehören laut NABU zu den Zugvögeln. Sie sind vorwiegend Insektenfresser und finden hier im Winter nicht mehr genügend Nahrung. So beginnen unter anderem Schwalben, Zweigsänger und manche Drosselarten eine große Reise gen Süden. Geleitet von ihrem Instinkt und einem angeborenen Kompass brechen die Zugvögel in Scharen zu ihren Winterquartieren in Afrika, Südasien oder dem Mittelmeerraum auf und kommen erst im Frühjahr zurück. Heiermann: "Auf den Weg in ihre Winterquartiere können wir bei uns auch große Scharen an Kranichen und Wildgänse am Himmel und an ihren Rastplätzen beobachten."

Manche Arten ersparen sich die kräftezehrende Reise allerdings inzwischen und überwintern in näheren Regionen oder sogar hier. Damit reagieren die Tiere auf die milden Wintertemperaturen durch den Klimawandel.

Welche Tiere sammeln einen Wintervorrat?

Eichhörnchen sammeln Nüsse, Eicheln und Buchecker und vergraben die Vorräte unter Laub oder in der Erde. Das Eichhörnchen schläft im Winter viel in seinem Kobel, wacht aber gelegentlich auf um zu fressen. "Dieses Verhalten nennt man Winterruhe", erklärt der NABU-Experte.

Mäuse suchen sich für den Winter ein warmes Nest (gern im Haus) und legen ebenfalls Vorräte an. Der Eichelhäher (Vogel) legt das ganze Jahr über Depots aus überschüssiger Nahrung an. Im Oktober ist er am fleißigsten, weil es dann seine geliebten Eicheln gibt.

Der Maulwurf jagt Regenwürmer und beißt seiner Beute den Kopf ab. Auf diese Weise können die Würmer nicht davon kriechen und lassen sich bestens für den Winter lagern.

Welche Tiere machen Winterschlaf?

Igel, Hamster und Siebenschläfer futtern im Herbst so viel sie können. Denn wenn der Winter beginnt, verkriechen sie sich in ihr frostsicheres Winterquartier und halten Winterschlaf. Dann läuft der Körper auf Sparflamme und zehrt von den Fettreserven.

Können wir Tieren und Pflanzen im Herbst helfen?

Forstwissenschaftler Heiermann: "Um Igeln und anderen Tieren einen geeigneten Überwinterungsplatz im Garten anzubieten, reicht es schon in einer ruhigen Ecke des Gartens einen Haufen aus Laub und Ästen aufzuhäufen. Dieser Haufen sollte dann aber vom Herbst bis zum Ende des Frühjahrs in Ruhe gelassen werden, um überwinternde Tiere nicht zu stören."

Und: Eine unter Büschen und im Beet liegende Blattschicht schützt die Pflanzen und deren Wurzeln vor zu tiefen Frösten. Amseln finden in der kalten Jahreszeit unter den Blättern Kleintiere als natürliche Winternahrung.

Autorin: Merle von Kuczkowski